Barbara Heinisch: Berlin 1979

GEDANKEN ZUR AKT - UND PORTRAITMALEREI 1979

GEDANKEN ZUR AKT - UND PORTRAITMALEREI

Das Portrait oder Bildnis und die Aktdarstellung objektivieren
und kommentieren das Verhältnis des Künstlers zum Menschen.
Die Mittel und Wege wie diese Werke entstehen sind ebenso
wichtig wie die Endprodukte. Diese Überlegungen, verbunden
mit der Kritik am herkömmlichen Aktzeichnenunterricht, der sich
nach meiner Erfahrung in formalen Kriterien verliert, führten mich
zu der unmittelbaren Methode, das Modell aktiv in das Bild zu
bringen.
Da mein Bild diesen Menschen als Modell in seiner vielfältigen
Erscheinung zum Gegenstand hat, liegt für mich nichts näher,
als ihn völlig hineinzunehmen um ihn nachzuformen. Das heißt:
es erstarrt nicht in einer Pose -, sondern bringt die eigene Aus-
strahlung und Lebendigkeit vor meinen Augen (Sinnen) zur
Geltung.

Ich verstehe meine Bilder eher als Portraits denn als Darstellungen
des menschlichen Körpers, bei denen sein jeweils Besonderes eine
untergeordnete Rolle spielt. Manifestiert sich das Modell doch im
wesentlichen durch Körpersprache. Sie gibt mir Anhaltspunkte,
die mittels der malerischen Radikalisierung des Gegebenen heraus-
gearbeitet werden müssen.

Ähnlich wie bei einer fotographischen Mehrfachbelichtung zeigen
meine Bildnisse den Menschen – nicht abbildend im naturalistischen
Sinn, sondern in rascher Fixierung, dem Bewegungsfluß folgend. Da-
bei gehen die im Bild festgehaltenen Bewegungen des Modells in-
einander über und ergeben im Falle des Gelingens ein geschlossenes
Ganzes im Sinne einer Komposition. Der Anspruch des Dauernden, in
sich Ruhenden und Endgültigen wird nicht von mir gestellt. Eher hat
das Bild zur Ausgangsbasis das Drängen meiner Akteure nach Ver-
änderung des eigenen, gerade im fertigen Moment erreichten Zu-
stands – im zeichenhaft sich selbst setzen.





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