Museum am Dom

„Zwischen den Welten“ – so lautet der Titel einer Ausstellung, die zurzeit im „Museum am Dom“ in Trier zu sehen ist. Gezeigt werden Bilder der in Bad Nauheim lebenden Künstlerin Barbara Heinisch.
In den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts hat die Malerin das Format der „Prozessmalerei“ sozusagen erfunden. Mit dieser Bezeichnung beschreibt die international renommierte Künstlerin und Dozentin eine Form des Zusammenspiels von Bewegung und Malerei: Hinter einer großformatigen Leinwand bewegt sich, häufig begleitet von Musik, ein*e Tänzer*in, der/die immer wieder in einer Position verharrt. Den Schattenwurf der für einige Zeit erstarrten Bewegung malt Barbara Heinisch zunächst in schnell hingeworfenen Konturen nach, füllt sie im Laufe des Prozesses farblich und figurativ aus, ergänzt und übermalt wieder, sodass schließlich im Zusammenspiel der agierenden Personen ein Bild entsteht. Der Prozess als ganzer ist zwischen den Beteiligten einerseits in den Grundzügen vorher abgesprochen, lässt aber andererseits sehr viel Spielraum für Improvisation, für Unvorhergesehenes und Überraschendes. Am Schluss öffnet die Malerin das zweidimensionale Bild durch einen Messerschnitt in der Leinwand in die Dimension des Raumes hinein. Es entsteht ein „Dahinter“, aus dem der/Tänzer*in durch das Bild
hindurch in den Vordergrund steigt, sozusagen in einem Akt der Geburt. Das Bild ereignet sich „zwischen den Welten“ des Davor und Dahinter, des Diesseits und des Jenseits, des Vergangenen und des Jetzt.
Barbara Heinisch versteht die Bibel als Quelle menschlicher Erfahrungen, zu denen wesentlich auch die Frage nach Transzendenz und Gott gehört. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl ihrer Werke mit biblischen bzw. religiösen Bezügen, darunter auch ihr wohl bekanntestes Bild „Ostern II“.
Zu sehen ist ferner eine Arbeit, die am Abend des Palmsonntages 2015 im Rahmen eines Gottesdienstes zum Gedenken an die Opfer des islamistischen Anschlages in Paris entstanden ist.
Eröffnet wurde die Ausstellung am 08. September mit einer „Geistlichen Performance“, die die Erzählung des Bruderzwistes zwischen Kain und Abel zum Bezugspunkt hatte. Beteiligt waren Barbara Heinisch (Malerei), Reveriano Camil (Tanz), Maria Kulowska (Cello) und Engelbert Felten (Wort/ Rezitation). Ein VideoMitschnitt vermittelt den Besuchern einen lebendigen Eindruck von diesem sehr bewegenden Abend.
Die Werke von Barbara Heinisch sind noch bis zum 26. November im Foyer des Trierer Dom- und Diözesanmuseums zu sehen.
Dr. Engelbert Felten


Ausstellung



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